„Die amerikanische Milliardärsschicht mag sehr reich sein und sie verfügt über beträchtliche wirtschaftliche und technokratische Macht. Aber es handelt sich um eine Oligarchie, der es sowohl an Autorität als auch an Legitimität mangelt. Eine der auffälligsten Erscheinungen ihrer Legitimationskrise ist, dass sie keine überzeugende Erklärung für ihre Rolle abgeben kann. Es fehlt ihr an einem Projekt und an einer Zielvorstellung. Sie glaubt auch nicht an sich selbst und ist nicht davon überzeugt, dass sie das Recht hat, zu herrschen. Ihre Orientierungslosigkeit als Oligarchie wird durch den Verlust der Überzeugung von den Werten und der Weltanschauung, in die die Vorgängerelite hineinsozialisiert wurde, noch verschärft.
Im Bemühen, einen Weg zur Lösung des Legitimationsproblems zu finden, haben verschiedene Elitengruppen mit neuen institutionellen und ideologischen Lösungen experimentiert. In ähnlicher Weise haben sich die Regierungen ein Ethos des ständigen Wandels und der Reformen zu eigen gemacht. Die Oligarchen sind ständig auf der Suche nach einem Leitbild, mit dem sie ihre Rolle als Elite bekräftigen können. Deshalb leben wir in einer Zeit der offiziellen und halboffiziellen Werte und Leitbilder. Deshalb haben so viele Unternehmenschefs die Regenbogenflagge geschwenkt und die Identitätspolitik in ihren Unternehmen institutionalisiert. Infolgedessen ist die kulturelle Orientierung zu einer vorherrschenden Form des Selbstverständnisses und der Selbstdefinition der Eliten geworden. In diesem Zusammenhang spielen die kulturellen Eliten eine entscheidende Rolle bei der Konstituierung der oligarchischen Zusammengehörigkeit.“